Wenn du nach Chile reist, führt kein Weg an Santiago de Chile vorbei – und glaub mir: Die Hauptstadt ist viel mehr als nur ein Zwischenstopp auf dem Weg in die Atacama Wüste oder nach Patagonien. Hier treffen Anden, Kultur und Großstadtvibes aufeinander – und genau das macht Santiago so spannend.
Ich war ehrlich überrascht, wie abwechslungsreich ein paar Tage hier sein können. Hier kommen meine Top-Aktivitäten und kulturellen Highlights, die du auf keinen Fall verpassen solltest.
1. Tagesausflug in die Anden: Cajón del Maipo
Wenn du einmal den Anden ganz nah sein willst, ist der Ausflug ins Cajón del Maipo Pflichtprogramm.
Nur etwa zwei Stunden von Santiago entfernt erwartet dich ein Panorama aus schneebedeckten Gipfeln, türkisblauen Flüssen und klarer Bergluft – und das Ganze für rund 30 Euro mit GetYourGuide, meist inklusive Picknick mit Wein- und Käsetasting. Das Highlight vieler Touren ist der Embalse El Yeso, ein türkisblauer Stausee auf knapp 2.500 bis 3.000 Metern Höhe. Bei meiner Tour war alles dabei, sogar Abholung und Rücktransfer zur Unterkunft, und ich kann sie dir von Herzen empfehlen. Hier der Link direkt zur Tour.
Zu Beachten: Wer empfindlich auf Höhe reagiert, sollte das im Hinterkopf behalten: Ab etwa 2.500 Metern kann sich bei manchen Menschen Höhenkrankheit bemerkbar machen – mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Kurzatmigkeit.
Trink viel Wasser, iss leicht und geh es langsam an – dann kannst du die frische Bergluft und die Aussicht in vollen Zügen genießen.
Mein Tipp: Zieh dich warm an. Auch wenn es in Santiago sommerlich ist, kann es oben in den Anden schnell eisig werden. Ich war ernsthaft froh über meine Mütze und Handschuhe.
2. Valparaíso & Viña del Mar – Streetart trifft auf Strandfeeling
Zwei Städte, zwei Welten – und beide nur rund 90 Minuten von Santiago entfernt.
Während Viña del Mar mit seiner eleganten Strandpromenade, Palmen und schicken Cafés glänzt, ist Valparaíso das pure Gegenteil: ein einziges, buntes Kunstwerk. Steile Hügel, enge Gassen, Graffiti an jeder Wand und Treppen mit Zitaten. Valpo (wie die Einheimischen sagen) ist kreativ, chaotisch und voller Gewusel.
Für rund 33 Euro gibt es Tagestouren, die beide Städte verbinden – ich habe meine Tour über GetYourGuide gebucht.
Du kannst Valparaíso und Viña del Mar zwar auch auf eigene Faust per Bus erreichen – die Verbindung ab dem Terminal Alameda in Santiago ist unkompliziert und günstig – aber für mich als Solo-Reisende war die geführte Tour die entspannteste und sicherste Variante.
Valparaíso gilt leider als Stadt, in der man wachsam sein sollte. Ich habe auf meiner Reise mehrfach gehört, dass es dort Überfälle auf Reisende am helllichten Tag gab – vor allem in den höher gelegenen Vierteln. Bei meiner Tour war alles easy: Abholung und Rücktransfer direkt vom Hotel, sichere Stops an den schönsten Aussichtspunkten und genug Zeit, das Flair zu genießen, ohne sich um Transport oder Sicherheit zu sorgen. Hier der Link direkt zu meiner Tour.
3. Kochkurs bei einer Chilenin: Empanadas & Kultur pur
Ich liebe solche Erlebnisse: Über Airbnb Experiences habe ich für 29 Euro einen Empanada-Kochkurs bei einer chilenischen Gastgeberin gebucht.
In ihrer kleinen Küche lernst du nicht nur, wie man Empanadas de Pino füllt (Hackfleisch, Ei, Oliven – unglaublich lecker), sondern bekommst auch gleich einen Einblick in die chilenische Lebensfreude.
Und ja – nach dem Kurs bist du offiziell süchtig nach Empanadas. Hier der Link zur Aktivität: Empanadas Kochkurs.
4. Free Walking Tour durch Santiago
Wenn du Santiago wirklich verstehen willst, schnapp dir bequeme Schuhe und mach eine Free Walking Tour mit Guruwalk.
Du zahlst offiziell nichts, aber rund 10.000 Pesos (ca. 9,50 Euro) Trinkgeld sind üblich – und absolut verdient (Achtung: nur in cash zahlbar).
Die Guides zeigen dir nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern erzählen Geschichten, die in keinem Reiseführer stehen. Die Tour findet täglich 11:00 Uhr statt und du kannst ca. 2,5h dafür einplanen. Die Tour findet auf Englisch oder Spanisch statt und wird, je nach Sprache, in 2 Gruppen aufgeteilt.
5. San Cristóbal & Santa Lucía Hill – grüne Oasen in der Großstadt
Mitten im Trubel von Santiago findest du gleich zwei grüne Rückzugsorte mit fantastischem Blick auf Santiagos Skyline und die Anden: den großen Cerro San Cristóbal und den kleinen, charmanten Cerro Santa Lucía.
Der Cerro Santa Lucía liegt super zentral, direkt an der Metrostation Santa Lucía (Linie 1), und ist perfekt für einen kurzen Stopp zwischen Sightseeing oder Cafébesuch. In rund 45 Minuten bist du gemütlich durch, inklusive Fotos vom Aussichtspunkt mit Blick über die Stadt, Santiagos Skyline und die Anden. Ein echter Geheimtipp für einen spontanen Spaziergang.
Der Cerro San Cristóbal dagegen ist die größere Variante – ein weitläufiger Park mit Seilbahn, Zoo, japanischem Garten und Aussichtspunkten, die besonders zum Sonnenuntergang beliebt sind. Wer nicht laufen möchte, kann ganz bequem mit der Gondel (Teleférico) oder der Seilbahn (Funicular) nach oben bzw. runter fahren. Das Kombiticket kostet etwa acht Euro, und der Blick über Santiago bis zu den Anden ist einfach atemberaubend.
6. Los Dominicos – Kunsthandwerk & Kaffeepause
Wenn du Lust auf authentische Souvenirs hast, ist der Mercado Los Dominicos ein absolutes Muss. Er liegt im Osten der Stadt, nahe der Metrostation Los Dominicos (Linie 1), und fühlt sich an wie ein kleines, ruhiges Dorf mitten in der Großstadt.
Hier findest du handgemachten Schmuck, Keramik, Ledertaschen – und gemütliche kleine Restaurants und Cafés, in denen du zwischen Einheimischen sitzt und das echte Chile-Feeling spürst. Keine aufdringlichen Verkäufer, kein Touristenrummel – stattdessen freundliche Locals, die stolz ihre Arbeiten zeigen und sich gern auf ein Gespräch einlassen.
7. Fiestas Patrias – das große Volksfest im September
Wenn du im September in Chile bist, hast du Glück: Dann feiert das Land seine Fiestas Patrias – den Nationalfeiertag am 18. September, der schnell mal zu einer ganzen Festwoche oder sogar einem Festmonat wird. Für die Chilenen ist das nicht einfach nur ein Feiertag – es ist das Herzstück ihrer nationalen Identität. Man könnte sagen: Oktoberfest, Weihnachten und Sommerfest in einem.
Überall hängen chilenische Flaggen, die Straßen sind geschmückt, Kinder tragen traditionelle Kleidung, und aus jeder Ecke klingt Musik. In den Parks und auf großen Freiflächen entstehen die sogenannten Fondas – kleine Volksfeste mit Zelten, Essensständen, Tanzflächen und Spielen. Hier dreht sich alles um gutes Essen, Gemeinschaft und Lebensfreude.
Es wird gegessen, getanzt und gelacht – am liebsten zu Cueca, dem chilenischen Nationaltanz. Paare tanzen dabei mit weißen Tüchern in der Hand und versuchen, sich gegenseitig spielerisch „einzufangen“. Selbst wenn du nicht mittanzt, macht es unglaublich Spaß zuzuschauen – die Stimmung ist ansteckend!
Und natürlich spielt auch das Essen eine Hauptrolle: Empanadas de Pino, Choripanes (Würstchen im Brötchen), gegrilltes Fleisch, Pebre (eine pikante Tomaten-Salsa) – und dazu ein Glas Terremoto, das süßlich-sprudelnde Nationalgetränk aus Weißwein, Ananaseis und Likör. Achtung: Der Name bedeutet „Erdbeben“ – und ja, nach zwei Gläsern wackelt die Welt ein bisschen 😉
Während dieser Tage scheint das ganze Land stillzustehen: Büros und Geschäfte schließen, selbst in Santiago ist der Verkehr ruhiger als sonst. Dafür sind die Parks und Festplätze voll Leben. Wenn du hier bist, wirst du die Chilenen von ihrer herzlichsten, offensten Seite erleben – und wahrscheinlich früher oder später auch selbst mittanzen.
Tipp: Plane deine Reise frühzeitig, wenn du im September nach Chile kommst. Viele Unterkünfte und Touren sind rund um die Feiertage ausgebucht, und Inlandsflüge können teurer sein.
Mentalität & Kultur in Chile
Nach ein paar Tagen zwischen Streetart, Andenblick und Empanadas war klar: Nicht nur die Landschaft hat mich gepackt – auch die Menschen. Chile fühlt sich anders an. Herzlich, ruhig, ein bisschen chaotisch – aber immer mit einem Lächeln.
Herzlichkeit pur
In Chile wird umarmt, was das Zeug hält – Freunde, Bekannte, manchmal auch Fremde. Begrüßungen sind hier warm und ehrlich, oft mit einem Kuss auf die Wange. Diese Offenheit macht es unglaublich leicht, mit Locals ins Gespräch zu kommen – auch wenn man das Spanisch erst unterwegs lernt.
Gentleman-Vibes
Was mir besonders aufgefallen ist: chilenische Männer haben echte Gentleman-Vibes. Türen werden aufgehalten, Hilfe wird angeboten, in der Schlange wirst du als Frau vorgelassen – ganz ohne aufdringlich zu wirken.
Spanisch… oder was davon übrig bleibt
Das chilenische Spanisch ist eine Herausforderung: schnell, verschluckte Endungen, viele Slang-Wörter – es klingt ungefähr so, als würde ein Bayer mit einem Austauschschüler Deutsch sprechen.
Aber keine Sorge: Mit einem Lächeln und ein paar Basics wie „Gracias“, „Hola“ und „Qué rico!“ kommst du weit. Chilenen schätzen es sehr, wenn du es wenigstens versuchst.
“La hora chilena”
Pünktlichkeit wird hier etwas lockerer gesehen. Wenn du dich um 18 Uhr verabredest, kannst du locker 18:30 Uhr kommen – und bist vermutlich immer noch früh dran.
Kleiner Kulturschock für Deutsche, aber wunderbar entschleunigend. Chile lebt im eigenen Rhythmus – und genau das macht den Alltag hier so herrlich entspannt.
Fazit: Santiago de Chile erleben statt nur besuchen
Santiago ist kein Ort, den man einfach abhakt – es ist eine Stadt, die dich einfängt mit ihrer Energie, Freundlichkeit und Vielfalt.
Egal ob du Streetart liebst, in den Anden wandern willst oder einfach mit einem Kaffee in der Sonne sitzen möchtest – Santiago hat für jeden Reisenden etwas.
Wenn du mich fragst: Chile ist kein Land, das man nur sieht – es ist eins, das man fühlt.
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